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Lieder und Gedichte
Lieder über Flachs und Spinnen

Der blühende Flachs.
(Friedrich Adolph Krummacher geb. 1768)

Auf, kommt in die Felder und blühenden Au’n
Das liebliche Pflänzchen der Mädchen zu schaun!
Es wächset und es grünet so freundlich und zart,
Jungfräulich-bescheiden in eigener Art.

Laut rauschet vom Golde der Ähren das Land.
Still grünet das Pflänzchen in schlichtem Gewand;
Doch trägt es ein Krönlein von himmlischen Blau,
Des Krönleins Gestein ist der funkelnde Tau.

Erst barg es die Erde im kühligen Schoß’,
Da zogen die freundlichen Lüftlein es groß;
Nun woget und wallet es lieblich und schlank,
Du Erde, ihr Lüftchen, habt freundlichen Dank!

Bald tragen wir sorglich das Pflänzchen hinein,
Dann schmückt es den Rocken mit silbernem Schein;
Wir singen zum tönenden Rädchen, und drehn
Die Fädchen wie Seide so glatt und so schön.

Wenn draußen die Felder erstarren von Eis,
Damm ruft uns das Pflänzchen zum traulichen Kreis.
Jetzt grünend und blühend ergötzt uns sein Glanz!
Dann schlingt es uns selber zum blühenden Kranz.

Drum kommt in die Felder und blühenden Au’n,
Das liebliche Pflänzchen der Mädchen zu schaun!
Es grünet und blühet so freundlich und zart,
Jungfräulich-bescheiden in eigener Art.

Die Flachsarbeit.
(Volkslied aus Grabawiec/Polen)

Männer ihr könnt lustig lachen,
Wenn die Weiber fleißig sein,
Wenn sie schönen Leinwand machen,
Halten sich am Leibe rein,
Wenn sie lieblich anzusehen
Und im reden freundlich sein,
Nett auf ihren Füßen gehen,
Lieben ihren Mann allein.

Jungfraun, übt euch in der Tugend
Und seit stets darauf bedacht,
Daß ihr schönen Leinwand macht,
Spinnet einen guten Faden
Und versäumet keine Zeit,
Denn es bringt euch Schand und Schaden,
Wenn ihr faul und schläfrig seid.

Nützlich sind die Leinwandsachen,
Denn es braucht sie jedermann,
Was man alles kann draus machen,
Läßt sich nicht gleich zeigen an:
Hemden, Hosen, Strümpfe, Röcke
Und viel andre Dinge mehr,
Laken, Tücher, Schürzen, Säcke,
Netze, Seile und Papier.

Aber ach, wieviel Beschwerde,
Sorgen, Arbeit Müh und Fleiß
Muß daran gewendet werden,
Eh’ man es zu nutzen weiß.
Wenn man kaum den Lein gesäet
Und verscharret in der Erd’,
Alsdann bald die Sorge stehet,
Ob er auch geraten wird.

Wächst er schlecht, o welches Klagen:
Lieber Gott, mein Flachs bleibt klein,
Hört man oft die Weiber sagen,
Wenn sie in Gesellschaft sein;
Wächst er schön, o welche Freude:
Gott sei Dank, mein Flachst steht schön,
Komm, mein Schatz, wir wollen beide
In den Flachs spazieren gehen.

Hand in Hand dann gehen sie beide
Auf das grüne Feld hinaus,
Sehn den Flachs mit Lust und Freude,
Kehren darauf froh nach Haus.
Hernach geht die Frau mit Freuden
Mit Gesellschaft wieder hin,
Um das Unkraut auszuweiden
So gewachsen war darin.

Fängt er an wohl reif zu werden
So muß er gepflücket sein,
Pflückt man ihn, legt auf die Erde,
Bindet ihn in Boten ein,
Ist er aber weit zu tragen,
So muß er gefahren sein,
Sodann legt man auf den Wagen,
Fahrt ihn in die Scheune ein.

In der Scheune viele Hände
Streifen ihm die Knotten ab,
Binden ihn in kleine Bände,
Zählen ihn in Mandeln ein,
Sodann legt man ihn auf Wagen,
Fahrt ihn in die Rötte hin,
Worauf man sich nach acht Tagen
Zum Ausziehen muß bemühn.

Aus der Rötte ganz benetzet
Bringt man ihn auf die Wiesen hin,
Wo man ihn in Stücken setzet
Und läßt eine Zeitlang stehn;
Hernach wird er bei warmen Stunden
Aufgenommen, gleich gemacht
Und die Bötchen eingebunden,
Fein in einen Band gebracht.

Dann der Ofen heiß gemacht
Setzet man ihn da hinein,
Junge Burschen, daß es krachet,
Schlagen ihn auf einen Stein,
Darum, daß er sei zu zwingen
Von den Mädchen, die nur schwach,
Die ihn müssen wacker schwingen,
Bis er rein wird, Tag vor Tag.

Mädchen, ist es euch gelungen
Und habt ihr’s so weit gebracht,
Daß der Flachs und ausgeschwungen,
Wird das Rad zuerst gebracht,
Dann gehechelt und in Knocken
Hängt man ihn hübsch ab einen Ort,
Bis man ihn wickelt um den Wocken
Und spinnt fleißig daran fort.

Jedes Weibsbild spinnt ihr Stücke
Alle Tage richtig fort,
Haspelt es und hängt auf Ricke,
Jedes hübsch an seinen Ort.
Wenn sie dann vom Spinnen müde,
O, so gönnt ihr doch die Ruh,
Nehmt sie lieblich in die Arme,
Deckt sie warm im Bette zu.

Nehmt sie lieblich in die Arme,
Drückt sie freundlich an die Brust,
Daß sie sich an euch erwärme,
Dann bekommt sie neue Lust.
Ach, ihr lieben Frauenhände,
Tausendmal seit ihr geküßt!
Hat die Arbeit nun ein Ende,
Da der Flachs gesponnen ist?

Nein, ach nein, noch nicht ein Ende,
Ob auch schon der Schnee geht weg,
Erstens wird das Garn behende
Wohl gekocht zu seinem Zweck,
Da man’s kochet in der Asche,
Wird es also bald darauf
Wieder sauber ausgewaschen,
In die Sonn’ gehänget auf.

Dann gespulet und geschoren
Auf den Webstuhl aufgebracht,
Keine Zeit wird gehen verloren,
So wird Leinwand draus gemacht,
Dann die Leinwand weiß zu bleichen
Streckt man sie aufs grüne Gras,
Da die Sonn’ sie kann erreichen
Und macht s’ alle Stunde naß.

Beim Flachsbrechen.
(Johann Heinrich Voß)

Plauderinnen, regt Euch stracks!
Brechet den Flachs,
Daß die Schebe springe,
Und der Brechen Wechselklang
Mit Gesang
Fern das Dorf durchdringe!

Herbstlich rauscht im Fliederstrauch
Kalter Hauch
Und der Nachttau feuchtet!
Dennoch brecht mit bloßem Arm,
Brecht euch warm,
Weil der Mond uns leuchtet!

Brich, du armer Flachs! Dir droht
Müh’ und Not,
Mehr denn je du träumtest
Als du grün im Sonnenschein,
Junger Lein,
Blaue Blumen keimtest!

Ach, die harte Raufe hat
Gleich zur Saat
Dir die Boll’ entrissen,
Wochenlang dann auf der Au
Sonn’ und Tau
Röstend dich zerbissen!

Nun zerquetschen wir in Hast
Dir den Bast,
Den die Schwinge reinigt;
Von der bösen Hechel itzt,
Scharfgespitzt,
Wirst du durchgepeinigt!

Doch dann prangst du glatt und schön,
Und wir drehn
Dich in saubre Knocken,
Und gedrillt mit flinkem Fuß,
Feucht vom Kuß,
Läufst du uns vom Rocken!

Schnell durch Spul’ und Haspel eilt
Schön geknäult,
Drauf dein Garn zur Webe,
Daß die Leinwand, scharf gebeucht
und gebleicht,
Hemd und Laken gebe.

Brich, o brich, Du armer Flachs!
Weiß wie Wachs,
Prangst Du angeschmiegte,
Wann beim Bräutigam die Braut,
Warm und traut,
Einst im Bette lieget!

Spinnerlied
(Volkslied aus Baden)

Dreh dich, dreh dich Rädchen,
Spinne mir ein Fädchen,
Viele tausend Ellen lang!
Hurtig hurtig muß man spinnen
Mütterchen braucht frisches Linnen
Darum Rädchen ohne Ruh’,
Dreh dich, dreh dich immerzu.

Dreh dich, dreh dich Rädchen,
Spinne mir ein Fädchen,
Viele Tausend Ellen lang!
Brauchen Tücher, Betten Kissen,
Jeden Tag wird was zerrissen;
Darum Rädchen ohne Ruh’,
Dreh dich, dreh dich immerzu.

Dreh dich, dreh dich Rädchen,
Spinne mir ein Fädchen
Viele tausend Ellen lang!
Hurtig, hurtig muß man spinnen
Unser kleines Brüderlein
Braucht ein Dutzend Hemdelein;
Darum Rädchen ohne Ruh’,
Dreh dich, dreh dich immerzu.

Die Spinnerin
(Johann Heinrich Voß)

Ich armes Mädchen!
Mein Spinnerädchen
Will gar nicht gehen!
Seit dem der Fremde
In weißem Hemde
Uns half beim Weizenmähn!

Denn bald so sinnig,
Bald schlotternd spinn’ ich
In wildem Trab,
Bald schnurrt das Rädchen
Bald läuft das Fädchen
Vom vollen Rocken ab.

Noch denk ich immer
Der Sense Schimmer,
den blanken Hut,
Und wie wir beide
An gelber Weide
So sanft im Klee geruht.