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Spinnen von Wolle mit der Spindel
Vorbereitungsarbeiten.
Besitzt man Rohwolle, sei’s aus eigener Schafhaltung oder von einem Schäfer und möchte man sie verspinnen, so sind zunächst einige Dinge zu beachten. Beim Scheren der Schafe wird darauf geachtet, daß das ganze Vlies an einem Stück bleibt. Zur Aufbewahrung wird es eingerollt, die Innenseite nach außen, damit es ausdünsten kann.
Zur Verarbeitung wird das Vlies wieder ausgebreitet, die Schnittseite nach unten, damit man die Qualität der Wolle sehen kann, und sortiert, d.h. man nimmt sehr kurze (Beine und Hals) und stark verschmutzte (unter dem Schwanz) Partien weg. Sie lohnen die Arbeit nicht. Je länger das einzelne Wollhaar, um so leichter das Spinnen. Es gibt mehrere Möglichkeiten, die Rohwolle zu verarbeiten und zum Verspinnen vorzubereiten.
1. Die Wolle wird im ungewaschenen Zustand versponnen, ohne vorherige Aufbereitung. Die Wolle wird lediglich mit der Hand etwas gelockert und von groben Verunreinigungen wie Kletten, Stroh usw. gereinigt. Das ist möglich bei sauberer, langstapeliger Wolle, es gehört jedoch etwas Spinnerfahrung dazu. Auf diese Weise erhält man einen unregelmäßigen Effektfaden, bei dem man die Farbfeinheiten der Wollfaser erhalten bleiben. Bild 1 Wollfaser

Bild 1

2. Die Rohwolle wird zunächst gewaschen. Dazu weicht man sie in einem Bottich mit reichlich Wasser ein und läßt sie ein bis zwei Tage stehen; je länger, je besser. Der Schmutz braucht viele Stunden, um aufzuweichen. Kein Reiben , Drehen oder Schlagen der Wolle, sie würde verfilzen, höchstens ab und an unter das Wasser drücken . Rohwolle kann nicht in der Waschmaschine gewaschen werden.
Will man das Wollfett in den Fasern erhalten, so gibt man lediglich etwas Feinwaschmittel ins Wasser, auch Regenwasser gut (ohne Zusatz). Muß das Wollfett raus, z.B. weil die Wolle anschließend gefärbt werden soll, so nimmt man ein Vollwaschmittel als Zusatz. Nach dem Einweichen wird die Wolle dann mehrfach gespült, so lange, bis das Wasser klar bleibt. Am besten legt man sie zum abtropfen zwischen den Spülgängen auf einen Gitterrost oder dergleichen.
Wenn das Vlies bzw. Stücke davon im Zusammenhang erhalten bleiben sollen, damit man die Wolle anschließend wie oben beschrieben spinnen kann, legt man sie beim Waschen in grobmaschige Säcke, (z.B. Kartoffelsäcke). Die Wolle wird dann nicht ganz so sauber, muß also nach dem Spinnen nochmals gewaschen werden.
3. Die Wolle wird gewaschen wie unter zwei beschrieben und dann gekardet. Dazu sind Karden notwendig. Das sind 2 Holzbrettchen mit Griff. die einen Belag aus kleinen Drahthäkchen haben. Bild 2
Man legt auf das eine Kardenteil, das auf dem Knie aufgelegt wird, wenig Wolle und zieht diese mit dem anderen Teil - in Gegenrichtung - auseinander. Beim Ziehen hängt sich die Wolle in die Häkchen und lockert sich dabei auf. Die obere Karde darf nicht schräg oder zu dicht über die Untere gezogen werden, damit sich die Häkchen nicht ineinander verhaken, oder verbiegen.     Bild 3.
Ein Gegenstrich mit der Karde holt alle Fasern wieder aus den Zähnchen und man kann von neuem beginnen, bis das Wollbüschel flauschig geworden ist. Bild 4.
Je länger man kardet, um so gleichmäßiger wird das bearbeitete Wollbüschel. So können auch verschiedene Wollsorten oder Farben gemischt werden.
Bequemer und weniger anstrengend ist das Arbeiten mit einer Tischkarde. Hier ist der untere Teil der Karde ein Gestell, das auf dem Tisch mit einer Schraubzwinge befestigt wird. So hat man beide Hände frei, um mit dem Handteil zu arbeiten. Bild 5.
Belag aus kleinen Drahthäkchen Beim Ziehen hängt sich die Wolle in die Häkchen und lockert sich dabei auf. Ein Gegenstrich mit der Karde holt alle Fasern wieder aus den Zähnchen Bequemer und weniger anstrengend ist das Arbeiten mit einer Tischkarde.
Bild 2 Bild 3 Bild 4 Bild 5
4. Hat man keine Rohwolle direkt vom Schaf zur Verfügung, sondern kauft schon bearbeitetes Material, so bekommt man Krempelwolle, d.h. mit der Maschine gekardete Wolle, die schon zum Handspinnen bereit ist. Für den Anfänger die beste Art der Vorbereitung, weil das Vlies gleichmäßig aufgelockert ist.

Das Spinnen.
Die Vorbereitung ist beendet und man kann mit dem Spinnen beginnen. Grundsätzlich besteht der Spinnvorgang aus dem Verziehen der Wolle zu einem dünnen Docht und dem Drehen dieses Dochtes zu einem Faden. Je dünner der Docht, um so feiner der Faden. Die Drehung hält die Fasern zusammen und gibt den Halt. Man kann im ersten Versuch die Fasern auseinander ziehen und mit der Hand in eine Richtung verdrehen. Man wird bemerken, daß die relativ kurzen Fasern durch die Drehung so miteinander verbunden werden, daß sie zusammenhalten. Ist auf diese Weise ein Stück Faden entstanden, so braucht man etwas, um ihn aufzuwickeln. Spinnen ist: Verziehen - Drehen - Aufwickeln.

Die Spindel.
Das einfachste Gerät zum Spinnen ist die Spindel. Es handelt sich um ein Stäbchen aus Holz, an dessen Ende ein meist rundes Gewicht aus Ton, Holz oder Stein angebracht ist, der Wirtel. Über Jahrtausende hatten die Menschen ausschließlich dieses Spinngerät zur Verfügung. Bild 6

Die Spindel

Um zu spinnen, bereitet man erst ein Stück Faden mit der Hand vor, oder man bindet ein etwa 20 cm langes Stück Garn an die Spindel, um einen Anfang zu haben. Man nimmt eine Handvoll vorbereitetes Wollmaterial in die linke Hand, faßt mit der Rechten einige Fasern und zieht sie einige Zentimeter aus. Etwa 10 cm vor dem Ende des angebundenen Fadens setzt man die verzogenen Fasern aus dem Faserbündel an, hält Faden und Wollbüschel in der linken Hand und bringt die herunter hängende Spindel mit der rechten Hand in schnelle Kreiselbewegungen. Die dadurch entstehende Drehung überträgt sich auf den Faden und dreht auch die losen Fasern mit ein. Bild 7 Die dadurch entstehende Drehung überträgt sich auf den Faden und dreht auch die losen Fasern mit ein.

Je feiner der Faden ausgezogen wird, um so mehr Drehungen braucht er, um zu halten.

Bild 7 Bild 8
Im Weiterspinnen zieht die rechte Hand weitere Fasern aus dem Büschel, führt die Drehung auf diese ausgezogenen Fasern und sorgt auch dafür, daß die Spindel weiter routiert. Je feiner der Faden ausgezogen wird, um so mehr Drehungen braucht er, um zu halten. Bild 8
Ist der Faden so lang, daß die Spindel auf den Boden hängt, wird er auf der Spindel aufgewickelt. Dazu muß der Spinnvorgang unterbrochen werden. Die rechte Hand dreht die Spindel, die Linke führt den Faden, man macht eine „Kreuzwicklung," , so daß der Faden nicht abrutschen kann. Bild 9
Der Spinnfaden muß anschließend erst um den Dorn, erst unten und dann oben, geschlungen werden, um zu verhindern, daß er sich wieder abwickelt. Das muß jedesmal nach dem Aufwickeln des fertigen Fadenstückes gemacht werden. Bild 10
Auf die Spindel aufgewicken Das muß jedesmal nach dem Aufwickeln des fertigen Fadenstückes gemacht werden.
Bild 9 Bild 10
Für die Drehrichtung gilt grundsätzlich, daß ein Faden zwar immer in der selben Richtung gedreht werden muß, diese kann aber sowohl rechts wie links herum laufen. Gibt man der Spindel mit der rechten Hand den Drall, so ist es am einfachsten in Rechtsdrehung, mit der linken Hand in Linksdrehung. Wichtig ist zu wissen, daß man den Unterschied bei der Verarbeitung im Gewebten oder Gestrickten sieht und auch entsprechend nutzen kann, solange man einen einfädigen Faden verarbeitet.
Will man einen Faden zwirnen, d.h. zwei oder mehr gesponnene Fäden zusammendrehen, so muß dies in der Gegenrichtung zum einfachen Faden geschehen. Man zwirnt ebenfalls mit der Spindel die Fäden zusammen, es geht wesentlich schneller als das Spinnen.
Mit der Spindel lassen sich alle Naturmaterialien verspinnen, vor allem Wolle, Seide und Baumwolle. Mit einiger Übung wird man auch lernen, aus dem Wocken heraus zu spinnen, wie die Griechin auf Bild 11. Der gekardete bzw. gut vorbereitete Materialvorrat wird lose auf den Wocken gebunden, der im Gürtel steckt bzw. unter dem linken Arm gehalten wird. Mit der linken Hand werden die Fasern aus dem Büschel ausgezogen, die Rechte bringt die Spindel in routierende Bewegung und sorgt dafür, daß die Spindel frei am Faden hängt, damit die Drehung übertragen werden kann. Hängt die Spindel am Boden, muß auch hier der Spinnvorgang unterbrochen und der Faden aufgewickelt werden. Griechin beim spinnen
Bild 11