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Wandteppiche von Ursula Kircher
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Über das Weben von bildnerisch
gestalteten Wandbehängen.
Die Technik des Webens unterliegt strengen Regeln, die
künstlerisches Gestalten einerseits stark
einschränken, andererseits durch ihre Gesetzmäßigkeit
anregen. Die bildnerischen Elemente eines Gewebes sind
die Verflechtung, das Material und die Farbe.
Verflechtung oder Bindung besagt, in welcher Art
und Weise der Schußfaden eingewebt wird, ob er in
engem Auf und Ab, oder mehrere Spannfäden
überspringend, durch die Kettfäden gezogen wird; ob er
dicht, Faden neben Faden im Gewebe liegt, so daß die
Kette ganz dahinter verschwindet, oder ob man beide
Fadengruppen sichtbar läßt. Es gibt vielfache
Varianten, die, je nach Zweck, gewählt werden können.
Das Material wirkt mit seiner Substanz. Wolle, Seide,
Leinen, Baumwolle oder synthetische Fasern haben
spezifische Eigenschaften und ein damit verbundenes
Aussehen. Dazu kommt die Ausspinnung des Fadens, ob
dick oder dünn, gleichmäßig oder unregelmäßig.
Zuletzt die Farbe: Sie kann naturfarben sein - bei
Wolle hat die Natur reiche Farbauswahl bereit - oder
durch Färben verändert werden, mit Farbstoffen aus der
Pflanzenwelt oder den Farben der chemischen Industrie.
Jede dieser Möglichkeiten hat Aussagekraft.
Bei einem Gebrauchsgewebe wird Bindung, Material
und Farbe vor allem im Hinblick auf die Zweckmäßigkeit
gewählt. Bildgewebe unterliegen diesem Zwang nicht, es
kann freier gestaltet werden, soweit die Gesetze von
Kette und Schuß dies zulassen, d.h. Abweichungen von
den Regeln der rechtwinkligen Verkreuzung technisch
durchführbar sind.
Die gezeigten Wandteppiche sind keine nachgewebten
Entwürfe. Ihrer Herstellung ging kein ausgearbeiteter
Karton voraus, der schöpferische Prozeß vollzog sich
am Webstuhl. Dies, um eine möglichst "weberische"
Lösung zu finden. Die drei tragenden Elemente -
Bindung, Material, Farbe - zur vollen Entfaltung ihrer
Aussagekraft zu bringen, war der Gedanke bei dieser
Art zu arbeiten.
Daß diese Arbeitsweisen auch Schwächen hat, ist der
Weberin bewußt. Ein Motiv kann beim Weben nicht aus
der Fläche heraus gestaltet werden. Es wird von einer
Seite zur anderen, von unten nach oben oder umgekehrt,
oder von einer Seite zur anderen, aufgebaut und ist
nachträglich nicht mehr zu korrigieren. Außer bei ganz
kleinen Formaten ist das Gewebe bei der Entstehung nie
in seiner Gesamtheit zu überschauen, weil es auf einer
Walze aufgerollt wird, damit der Webende immer in
derselben Stellung sitzend arbeiten kann.
Ein gutes Vorstellungsvermögen und diszipliniertes
Arbeiten sind notwendig, denn dazu kommt, daß sich der
Prozeß der Gestaltung über Wochen, gar Monate
hinzieht. Jede Idee, die ein Maler mit wenigen
Strichen auf dem Papier festhalten kann, muß hier
Faden für Faden, dicht an dicht, eingewebt und im
Gedächtnis gehalten werden. Einem guten Einfall folgt
die mühevolle Ausarbeitung, die um so langsamer geht,
je kleiner das Detail ist, das gewebt werden soll.
Jeder Quadratzentimeter muß in seiner Ausgestaltung
gelöst werden, da kein Bildträger vorhanden ist. Ein
kleine Linie wie z.B. eine Signatur, kann unlösbare
Probleme bringen, wenn sie sich nicht in die Gesetzte
von Kette und Schuß einfügt.
Weben ist vor allem eine Flächentechnik, bei der
Struktur als Aussage wichtig ist. Gerade darin ist
beim Gestalten am Webstuhl Höchstmögliches erreichbar,
denn jede Materialzufälligkeit, alle
Unregelmäßigkeiten und spontanen Einfälle helfen mit
bei der Formfindung.
Textile Gebilde sind flexibel, bedingt durch die Wahl
des Materials, sie brauchen eine Stütze. Für die
gezeigten Bildteppiche ist die weiße Wand als Träger
vorgesehen, indem sie in den Entwurf mit einbezogen
wird.
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Abbildungen der Wandteppiche von
Ursula Kircher
Alle Exponate sind verkäuflich, Preis auf Anfrage. |
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1. Tulpenfeld, 1980, 100/100 cm
Ripsbindung, 30/10. - Kette: Baumwollcord. Schuß:
Wolle, masch. gesponnen, chemische Farben. |
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2. Küstenlandschaft, 1975,
230/120 cm
Ripsbindung 30/10. - Kette: Baumwolle. Schuß: Wolle,
handgesponnen, naturfarben. |
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3. Durchblicke, 1980, 120/120
cm
Ripsbindung 30/10 mit Durchbrüchen. Kette:
Baumwollcord. Schuß: Dochtwolle, masch. gesponnen,
weiß naturfarben, grau mit Pflanzenfarben gefärbt. |
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4. Schattenspiel, 1975, 90/120
cm
Ripsbindung 30/10 mit Schlitzen. Kette: Baumwollcord.
Schuß: Wolle und Seide, beides
handgesponnen und naturfarben. |
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5. Abendstimmung im Fjord,
1978, 130/80 cm
Ripsbindung 30/10 mit Schlitzen. Kette: Baumwollcord.
Schuß: feine Eindrahtwolle, chem. gefärbt. |
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6. Am Weiher, 1976, 170/100 cm
Durchbrochene Ripsbindung, 30/10. Kette: Baumwollcord.
Schuß: Eindrahtwolle, chem. gefärbt. |
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7. Blaue Kreise, 1976, 180/100
cm
Ripsbindung 30/10 mit Durchbrüchen. Kette:
Baumwollcord. Schuß: feine Eindrahtwolle, chem.
gefärbt. |
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8. Australische Erinnerung I,
1977, 240/160 cm
Ripsbindung 30/10 mit Durchbrüchen. Kette: Hanf.
Schuß: Rohwolle naturfarben und Handspinnwolle
mit Pflanzen gefärbt. |
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9. Silhouetten, 1978, 170/160
cm
Ripsbindung 30/10 mit Schlitzen. Kette: Hanf. Schuß:
Handspinnwolle, mit Pflanzen gefärbt. |
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10. Sommertraum, 1976, 330/200
cm
Ripsbindung 30/10 mit Schlitzen. Kette: Baumwollcord.
Schuß: Handspinnwolle, mit Pflanzen gefärbt.
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11. Karos in Variationen, 1977,
110/100 cm
Ripsbindung 30/10 mit Schlitzen. Kette: Baumwollcord.
Schuß: Grund: braune Handspinnwolle,
Karos: farbige Wolle, masch. gesponnen, chem. gefärbt |
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12. Felsspalte, 1981, 100/100
Ripsbindung 30/10. Kette Baumwollcord. Schuß: Wolle
masch. gesponnen, chem. gefärbt. |
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13. Felder im Sommer, 1975,
200/75 cm
Ripsbindung 30/10 mit Schlitzen. Kette: Leinen. Schuß:
braune Handspinnwolle,
farbige Wolle masch. gesponnen, chem. gefärbt. |
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14. Studie in Braun, 1979,
140/80 cm
Ripsbindung 20/10 mit Schlitzen. Kette: Baumwollcord.
Schuß: Effektwolle, masch. gesponnen,
mit Pflanzen gefärbt. |
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15. Roter Teppich, 1976,
180/100 cm
Ripsbindung 30/10 mit Schlitzen. Kette: Baumwollcord.
Schuß: Handspinnwolle, mit Krapp gefärbt
und eingewebten afrikanischen Perlen. |
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16. Braune Romben, 1975,
180/115 cm
Ripsbindung 30/10 mit Schlitzen und Smyrna. Kette:
Baumwollcord. Schuß: braune Handspinnwolle
farbige Wolle masch. gesponnen und chem. gefärbt. |
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17. Rote Blumen, 1975, 180/100
cm
Ripsbindung 30/10 mit Durchbrüchen. Kette:
Baumwollcord. Schuß: Wolle, masch. gesponnen,
chem. gefärbt. |
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18. Struktur I, 1974/75,
250/120 cm
Ripsbindung 30/10 mit Schlitzen. Kette: Baumwollcord.
Schuß: Handspinnwolle, braun naturfarben,
gelb mit Pflanzen gefärbt. |
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19. Licht in der Dämmerung,
1979, 160/160 cm
Ripsbindung 30/10 mit eingelegter Rohwolle. Kette
Hanf. Schuß: Handspinnwolle naturfarben und
mit Pflanzen gefärbt, Rohwolle naturfarben. |
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20. Herbstwald, 1975/76,
200/280 cm
Ripsbindung 30/10mit Durchbrüchen. Kette:
Baumwollcord. Schuß: Handspinnwolle, pflanzengefärbt. |
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